05.04.2011

Strasshof: Zug fährt durch again!

Am letzten März 2011 blieb der aus Breclav kommende Regionalzug im Bahnhof Strasshof nun schon zum fünften Mal nicht stehen. Also die Arbeit am Führerstand muss wirklich verdammt anstrengend sein, dass derartige Konzentrationsprobleme aufkommen, dass der Lokführer knallhart seine Bremspunkte versäumt.

Der 7.50h Zug kam also angerauscht, fuhr gar flott ein, - und auch gleich wieder raus. Na wenigstens konnte man erkennen, dass er stehenbleiben wollte. Er tat es dann auch. Etwa 180m zu spät stand dann der 140 Meter lange Zug. Somit bereits außerhalb des Bahnhofs.

Was sich dann abspielte, erinnert wohl am ehesten an die Anfangszeit der Eisenbahn. Zunächst stand der Zug mal eine gute Minute. Im hinteren Führerstand des Zugs tauchte dann plötzlich die Zugbegleiterin auf. Eine weitere Minute verging, ehe sich der Zug rückwärts in Bewegung setzte.

Na Glück gehabt, dachte sich der Lokführer vielleicht noch, und hoffte unentdeckt zu bleiben. Doch da! Ein Gegenzug.
Jawohl, aus der Gegenrichtung kam just in diesem Moment ein Güterzug daher. Dieser bremste sogleich auf etwa 20 km/h ab, und dessen Lokführer rief beim Passieren des Bahnsteigs den etwa 100 Zusteigern warnend aus seinem Fenster zu, "Bitte zurücktreten! Der Zug schiebt zurück! Zurücktreten bitte!". Danke für die Info.

Und da kam der Wieselzug auch schon angeschlichen, im Rückwärtsgang, am Führerstand die Stewardess, an ihrem Ohr das Handy, mit einem sehr verlegenen Lächeln am Gesicht, und man konnte die Lippen lesen "geht - geht - geht ...".

Halb an den Bahnsteig zurückgeschoben, hielt der Zug schließlich an, die Fahrgäste konnten zumindest in den hinteren Teil des Zuges zusteigen, und die Fahrt wurde anschließend "normal" fortgesetzt. Ist ja nocheinmal gut gegangen! :-D

In Wien Nord war der Zug sogar verspätungsfrei. Glück gehabt.

Ansonsten nämlich, so richtig geärgert hätte sich,

Ihr Franz Dampf.

25.01.2011

Zug hält in Strasshof - nicht!

Strasshof, 7.49h. Der Wieselzug mit Ziel Wr. Neustadt wird angesagt. Superpünktlich trotz leichten Schneefalls! "Vorsicht Bahnsteig 2, Zug nach Wr. Neustadt fährt ein". Der Zug fährt flott ein, Bahnerfahrene erkennen früh, dass sich das mit der Bremsung kaum mehr ausgehen kann. Der Zug verzögert augenscheinlich nicht weiter, rollt durch die Station und - fährt einfach weiter!?!

Fassunglos starren locker 100 Wartende dem durchrauschenden Zug hinterher. "Er wird wieder zurückschieben, das war schon einmal!" vermutet eine ältere Dame. Doch Fehlanzeige. Diesmal nicht. Durch Nachfrage erfahre ich, dass dies bereits zum dritten Mal geschieht, dass der 7.50 Wieselzug einfach durchfährt ohne stehenzubleiben.
Beim ersten Mal fuhr der Zug einfach durch. Beim zweiten Mal erkannte der Lokführer im letzten Moment seinen Fehler und bremste gerade noch ab, der Zug kam jedoch erst außerhalb des Stationsbereichs zum Stehen und musste zurückschieben (!!). Gerade noch die Kurve gekratzt.

Tja und heute fuhr der Zug einfach durch. Nachfrage bei den ÖBB folgt.

Ihr Franz Dampf.

11.02.2010

Informationspolitik

11.2.2010, Schneefall. Der 7.40h Zug hat bereits in den Vororten 8 Minuten Verspätung. Positiverweise wird die Verspätung bereits eine Minute VOR der planmäßigen Ankunft des Zuges vermeldet, was für ein Fortschritt. Das ist wohl die Folge der Forderung des Landes NÖ an die ÖBB, umgehend Service zu bieten, als Gegenleistung für die Übernahme von drei Nebenstrecken.

Doch wie verläuft die Fahrt. Halt auf freier Strecke vor Leopoldau! Man denkt sich, na ja, aufgrund der Verspätung wird es in diesem Moment wohl gerade mal dicht auf der Hauptlinie durch Wien, und durch das aus den späten 1930er Jahren stammende, extrem veraltete Blocksystem können die Züge halt nur in ewig großem Abstand fahren, daher muss man wohl stehenbleiben.

Halt in Leopoldau. Hier kann man in die U1 umsteigen. Diese brauch im Normalfall bis zum Praterstern um etwa 3 Minuten länger als die S-Bahn. Daher steigen hier nur wenige Leute um. Der Zug fährt mit leichter Vertrödelung ab.

Siemensstraße. Halt. Stop. Stehenbleiben. Länger. Da hört man plötzlich die Durchsage: "Aufgrund eines Oberleitungsschadens im Bereich Liesing kommt es auf der gesamten S-Bahn Strecke durch Wien zu größeren Verzögerungen."

Und das genau eine Station NACH der Möglichkeit, auf die U1 umzusteigen! Zum aus der Haut fahren! Der Zugbegleiter wusste von den Problemen ganz sicher bereits in Gänserndorf...

Selbes Spiel fand noch nicht lange her in Richtung Baden statt, als die S-Bahnen nur bis Liesing geführt wurden, Ursache ist mir nicht bekannt. Es war auch damals nicht möglich, bereits in Meidling zu erklären, dass dieser Zug nur bis Liesing fährt. Am Knoten Meidling hätte es mehrere Alternativen gegeben, in Richtung Süden weiterzufahren, etlichen Reisenden stand die Wut hochrot.

Der Serviceplan der ÖBB ist somit noch weit entfernt davon, aufzugehen. Krisenmanagement ist dort ein Wort, das man bestenfalls aus anderen Branchen schon mal gehört hat, ÖBB intern scheint es das Wort einfach nicht zu geben. Flexibilität - große Fehlanzeige.

In der heutigen U-Bahn Zeitung ist zu lesen, dass die Verkehrsministerin Doris Bures sich täglich die Verspätungsstatistik der ÖBB vorlegen lässt. Die Bundesbahn muss per Erlass pünktlich fahren. Erfolgsprämien werden ab sofort nur mehr im Falle von pünktlich fahrenden Zügen ausbezahlt.

Die abgebildeten Werte zeigen Schwankungen im Bereich von 71,4% pünktlich bis 95,2% pünktlich, mit einer Häufung im Bereich 90%.
Der 11.2. dürfte beim Prozentsatz wieder mal einen 7er an erster Stelle stehen haben. Traurig, meint ihr

Franz Dampf

27.01.2010

Kälte überfordert ÖBB.

27.1.2010, der Tag mit der kältesten Nacht seit 15 Jahren. Um 7.25 sammeln sich die Fahrgäste am Bahnsteig in Strasshof für den 7.29h Zug. Was kommt? Na eh klar - nix kommt. Kein Zug. Und was noch? Richtig. Keine Durchsage!

Na aber kein Problem, die Zugdichte in Strasshof ist in der Morgenspitze ja recht hoch. Um 7.38 kommt schliesslich schon der nächste Zug. Und was kommt? Na eh klar - nix! Schwer zu erraten, auf einem Beschwerdeblog.

Beschwerlich wird, dass um 7.47 eine Durchsage kommt. In dieser wird festgehalten, dass der 7.29h Zug aufgrund von technischen Problemen ausgefallen ist. Aha, danke. Diese Information kommt immerhin 18 klirrend kalte (-16°C mit leichtem Wind, gefühlte -22°C) Minuten nach der erwarteten Ankunft des Zuges.Weiters wird mitgeteilt, dass der 7.38h Zug 15 Minuten Verspätung hat. Na ja, das ist doch ein Kurzzug, somit nicht viel verloren, denn in 3 Minuten würde ja bereits der Wieselzug kommen. Das wurde übrigens auch mitgeteilt. Der 7.50h Zug kommt pünktlich.

Am gesamten Bahnsteig wurde sich nun über die ÖBB empört. Über die Technik, über die seit Jahren ständigen Verspätungen, dass die Bahn ihre Technik einfach nicht auf die Reihe bekommt, ... alles nichts Neues werden sie sagen, aber eine derartige Vielzahl an laut geführten Einzeldiskussionen zum gleichen Thema hatte ich bisher noch nie gehört, das war verbreitete Empörung unter den anwesenden etwa 180 gezählten Personen, die hier mittlerweile auf den Zug warteten.

7.52h. Durchsage. "Zug nach Wiener Neustadt fährt ein.". Man freut sich. Die Füße sind schließlich schon eisigst kalt. Da kommt der Wiesel Zug. Whow, der fährt heute aber schnell ein - bremst eigentlich fast nicht - na hallo?? - und durch! Einfach weitergefahren?!?! Und: Es handelte sich nicht um einen Langzug, sondern um einen Kurzzug. Was war das?
Die Empörung stieg nun nochmals um 2 Grad an, und von Insidern kam die Erklärung. Beim durchgefahrenen Zug handelte es sich um den verspäteten 6.50h Zug, der über eine Stunde Verspätung hatte! Gratulation, ÖBB.

Um ca. 7.56h fuhr eine S-Bahn Kurzgarnitur ein, der verspätete 7.38h Zug. Die etwa 180 Wartenden pressten sich in diesen Zug rein, der zum Glück üblicherweise recht leer ist. Heute halt nicht. In Deutsch Wagram wurde es in diesem Zug dann verdammt eng.

Franz Dampf zog es vor, sich bereits in Leopoldau aus der (ÖBB-)Affäre zu ziehen und auf die U-Bahn umzusteigen. Nach diesem Erlebnis wollte der Umsteigevorgang in Floridsdorf nicht mehr erlebt werden, denn das hätte weiteres Ärgernispotential bedeutet, und an diesem Tag hatte ich einfach keinen Bock mehr auf weiteren Zugsärger.

Die ÖBB ist wirklich ganz mies drauf, in Bezug auf Punktlichkeit und Abwicklung des Personenverkehrs im Raum Ostösterreich, dessen ist sich wieder mal ganz sicher

Ihr Franz Dampf

P.S.: Der Tag endete übrigens so bescheiden wie er begonnen hatte: Der Rush Hour Zug um 18h nach Gänserndorf wurde als Kurzzug geführt. Stehplatz von Praterstern bis Strasshof. Gleich zwei Husarenstücke an einem Tag...

26.01.2010

Im Osten nichts Neues.

Im Osten nichts Neues. Quer durch den Jänner verspätete sich die ÖBB wie eh und jeh, ein kleiner Höhepunkt heute, am 26.1., in Richtung Osten. Durch einen Weichenfehler gab es mal wieder große Summen an Verspätungsminuten. Spitzenreiter der Zug nach Retz, mit 65 Minuten.




Da kann man wieder mal ordentlich haaaß werden. Auch angesichts der ausgefallenen Zusatzansagen auf den Bahnhöfen. Man wurde einfach nicht informiert, wenn man sich auf einem Bahnhof befand, auf dem es keine Displays gibt. Oder die Displays waren kaputt. Nichts Neues also! Umso trauriger...


Ach ja und - die Wartehäuschen bleiben angesichts der tiefgefrorenen Sesserln natürlich auch bestenfalls eine Stehplatzveranstaltung, weil die Volmetallsesselchen dermaßen intelligent gebaut sind, dass sie Kälte nachhaltigst speichern. Heute habe ich versucht, eine U-Bahn Zeitung als Sitzunterlage zu verwenden, um die Kälte einigermaßen abzuschirmen. Nach 5 Minuten musste ich aufgeben, akute Unterkühlung meines Sitzfleisches nahm beängstigende Dimensionen an...


Als positives Zwischenergebnis kann man vielleicht einwerfen, dass das Land Niederösterreich die ÖBB kauft - mehr oder weniger, sozusagen. Allerdings, unter bestimmten Bedingungen. Eine davon lautet: Sofortige Sanierung der Langsamfahrstrecken. Nachdem meine Abendfahrt über eine genau solche Schnarchstelle führt, werde ich in der Lage sein zu berichten, ob diese bis 1.4. behoben ist.

Leider muss ich es weiterhin höchst bedenklich finden, wie mir unserer Bahn umgegangen wird. Und damit meine ich die Politik. Es müssten wesentlich schärfere Gesetze gemacht werden, wie mit Fahrgästen umzugehen ist. Wenn die ÖBB nicht funktioniert, dann entsteht massiver volkswirtschaftlicher Schaden. Alleine aus diesem Grund muss es ein primäres Anliegen für die Regierung unseres Landes sein, die Züge punktlich, schnell, und dicht fahren zu lassen, vor allem auf den Standard Pendlerrouten.

Kürzlich gab es auf 3sat einen Bericht von der meistbenutzten Bahn der Welt zu sehen. In Tokio fahren die Züge im Abstand von einer Minute. Das passt zu Bahn 2.0, und dazu gibt es einen eigenen Artikel.

Mit geduldigen Grüßen

Ihr Franz Dampf

07.01.2010

Bahnübergang 2.0

Ein großes Ärgernis der Eisenbahnen auf vermutlich der ganzen Welt, sind die Bahnübergänge. Und auch hier gilt dasselbe wie für viele andere Bereiche rund um das Thema "Zug": Der Fortschritt hat Halt gemacht. Vor vielen, vielen Jahren schon. Denn viele viele Jahre lang, mussten Autofahrer Ewigkeiten sinnlos vor geschlossenen Bahnschranken ver-stehen.

Wieso eigentlich?
Ja fragen sie das halt mal einen Eisenbahner. Er wird es ihnen in aller Ausführlichkeit überzeugend erklären können - oder es zumindest versuchen. Er wird von Bahnabschnitten sprechen, und wenn in einen Abschnitt ein Zug einfährt, dann müssen alle Schranken dieses Abschnitts geschlossen sein. Punkt! Egal, wie lange dieser Abschnitt nun ist, es können 2km sein, es können aber auch 10km sein. Ein Bummelzug braucht ganz schön lange, bis er seine 10km bewältigt - nämlich so lange, wie sie dann vor diesem Bahnschranken verbringen und nach der Reihe alle Farben bekommen, und knapp bevor sie selber zu dampfen beginnen, dampft der Zug endlich vorbei.

Und dann - wie herrlich - Schranken auf? Hmm. Nicht immer. Er könnte auch gleich geschlossen bleiben. Stichwort "Gegenzug"! Hahahaahahhaa :-)

Was meinen Sie: Kommt man angesichts dieses Schrankendramas nicht auf böswillige Gedanken? Z.b. dem böswilligen queren trotz geschlossenen Schrankens? Ach ja, 15 Tote pro Jahr in Österreich bei Schrankenunfällen. Nur 15 Tote pro Jahr? Da gibts gefährlicheres, z.B. 6.000 jährliche Grippetote...

Auch Autofahrer hazardieren regelmäßig. Bei Rot und noch offenem Schranken wird schnell drübergehuscht über den Bahnübergang. Lieber ein 70 EUR Mandat riskieren als eine unnütze - hmmm - 7 minütige(?) Wartezeit zu riskieren? Das ist ganz normal! Wie sich Franz Dampf sicher ist. Er fährt schließlich selber mit dem Auto durch die Gegend, wenn er nicht grad pendelt. Machen wir uns nichts vor, Rot beim Bahnübergang ist durch Vollgas zu vermeiden, wann immer möglich.

Bahnübergang 2.0
In der heutigen modernen Zeit hat sich das "2.0" als Synonym für überarbeitete, weitergedachte Technik etabliert. Zum Beispiel Web 2.0. Facebook. Aber - Bahn 2.0? Weit gefehlt. Franz Dampf hat sich Gedanken zum Bahnübergang 2.0 gemacht. Zum harmonischen Idealzustand, wie es aussehen könnte, wie ein von querenden Verkehrsteilnehmern akzeptierter Bahnübergang mit heute gängigen Techniken gebaut werden könnte.

Der Bahnübergang 2.0 arbeitet streng zusammen mit dem noch nicht existierenden Zug Positionsmeldesystem 2.0, bei welchem ein Rechner genaue Informationen darüber hat, wo sich ein Zug befindet, und wie lang dieser ist. Dazu müssten Loks mit einem GPS und GSM ähnlichen System ausgerüstet sein, und ständig ihre Positionen bekanntgeben. Falls Sie den Begriff Google Latitude schon mal gehört haben, dann wissen Sie, dass das mit Menschen und einem Handy bereits seit Jahren funktioniert. Aber mit Zügen? Weit gefehlt.

Der Bahnübergang erfährt nun, dass in zwei Minuten ein Zug kommen wird. In jede Richtung informiert ein großes Display. Hier ist nun abzulesen: "Zug in 120 Sekunden". Und der Countdown läuft. Bei "Zug in 70 Sekunden" leuchtet die Ampel gelb. Bei 60 Sekunden rot, und die Schranken schließen. 57, 56, 55.

Information = Zufriedenheit
Alle sind informiert. Autofahrer und Fussgänger wissen: Aha, noch 51 Sekunden. Das geht! Der Countdown wirkt kurzweilig, nahezu unterhaltsam. Volle Information. Und vor allem: Es sind nicht diese 6 Minuten. Sondern es ist eine Minute. Countdown geht auf 0, Zug fährt durch, Schranken auf, danke, ganz lieb.

Critical Error
Doch betrachten wir nun den kritischen Fall. Das Fahrzeug, das trotzdem auf die Schienen fährt, als sich der Balken bereits senkte.

Haben Sie vor Ihrer Haustür auch so ein Hoflicht, das sich automatisch einschaltet, wenn jemand vorbeigeht? Mit Bewegungsmelder also? Ja, sowas hat dieser Bahnübergang auch. Er meldet dem Aufseher durch einen Signalton, wenn sich nach Rot am Bahnübergang noch etwas bewegt.

Die Überwachungskamera samt der Datenleitung zur Streckenaufsicht ermöglicht es nun einem Bahnbeamten, den Schrankenbereich einzusehen. Der Beamte kann nun erkennen, um welcher Art Problem es sich handelt.
Ein Fahrzeug, das eingeschlossen ist? Na dann, umgehend Schranken 2 fernelektronisch-manuell wieder öffnen, damit das Fahrzeug den Übergangsbereich verlassen kann. Lautsprecher ermöglichen die Durchsage: "Verlassen Sie umgehend den Bahnübergang!". Ein Fotoapparat knippst die Szene samt Kennzeichen, die Anzeige bleibt in diesem Fall garantiert nicht aus.

Fussgeher, die glauben dass sie besonders cool sind, wenn sie den Übergang 34 Sekunden vorm Zug passieren, werden ebenso fotografiert und mit einem netten Gedicht durch den Lautsprecher gelobt. Anmerkung: Das ist natürlich das Horrorszenario für die Bahn: Fussgänger die glauben, dass sie 15 Sekunden vorm Zug queren können, und auf den Schienen stolpern... aber das gibts heute leider auch schon.

Sollte sich die Situation, die nach Schließen des Schrankens entstand, durch das blockierende Fahrzeug, nicht auflösen lassen, stoppt die Aufsichtsperson den herannahenden Zug. Bereits beim Erkennen des Problems bei Sekunde 56, leitete der Lokführer, informiert durch die Bahnübergangsaufsichtsperson, eine Reduktion der Geschwindigkeit ein, sicher ist sicher. Bei Sekunde 40, also bei Erkenntnis dass es sich wohl nicht mehr ausgehen kann, wird die Vollbremsung des Zuges ferngesteuert durch den Aufseher eingeleitet. Die 40 Sekunden Bremszeit reichen für den Stillstand vor dem Bahnschranken aus. In diesem Extremfall gespart: Eine Lok, ein Fahrzeug, und vielleicht ein Menschenleben. Möglicherweise auch mehrere Verletzte. Und stellen sie sich gleich mal einen Viehtransporter vor...

Gehen wir von der Positivannahme aus. Der Zug passierte den Bahnübergang mit dem Countdownwert = 0. Freude in den Gesichtern, der Zug war pünktlich, man wartete eine Minute, nach dem Zug öffnet sich der Schranken wieder.

Es sei denn, der Gegenzug ist nun im Anrollen. In diesem Fall läuft bereits wieder der Countdown: 42, 41, 40, 39 .... wunderbar. Jeder ist gut informiert. Die Autofahrer schreiben die begonnene SMS fertig, die Fussgeher grunzen zwar kurz, zeigen sich jedoch informierterweise wohlwollend, und nach 50 Sekunden und einem Zug öffnen sich die Schranken wieder.

Ach wie nett. Bahnübergang 2.0. Inklusive gut lesbarem Display, Gelb bei 70s, Rot bei 60s, Schranken bei 55s, überwacht durch Menschen, Lautsprecher zur Kommunikation, Beweisfotos im Übertretungsfalle hochauflösend, Wartezeit im Normalfall 1 Minute + Zuglänge, ich denke das wäre verständnisvolle Harmonie zwischen den sehr verschiedenen Tieren namens Individualverkehr und Zugsverkehr. Und das alles auf einer Ebene, ohne teure, platzfressende, Kosten verschlingende Unterführungen.

Die Probleme
Eisenbahner könnten nun aufgrund dieses Textes vermutlich gleich zig Vorschriften aufzählen, warum es den Bahnübergang 2.0 nicht geben kann oder darf. Die Vorkriegsvorschriften erlauben schließlich keine moderne Elektroniktechnik, wie Sie vielleicht schon mitbekommen haben.

Erstens die Ausfallsicherheit, und im Falle des Ausfalls, die Fallback Möglichkeiten. Zunächst mal - der Strom könnte ausfallen. Das kann er heute auch schon, und es gab auch bereits Unfälle, weil ein Schranken offenblieb. Das kann leider nicht unterbunden werden.

Zweitens das Zugpositionssystem. Unmoderne Fahrzeuge können nicht rückmelden. In diesem Fall könnte der Lokführer per Funk bei Erreichen eines Meldepunktes mitteilen, dass der Schranken nun geschlossen werden muss. Der Schranken wird durch den Aufseher geschlossen und videoüberwacht.

Drittens der Aufseher. Krank, gerade am WC, oder weiß ich was. Na ja, dann halt zwei Aufseher pro Strecke. Eine Strecke = 7 Bahnschranken, als Beispiel. Könnten je nach Zugdichte auch mehr oder weniger sein, das wäre noch zu berechnen. Als Variante wäre auch ein Quittierungstaster des Aufsehers 120 Sekunden vor Bahnübergang zweckdienlich. Wenn niemand zusieht, werden umgehend die Schrankenzeiten auf 90 Sekunden erhöht, als Beispiel.

Viertens, Kamera ausgefallen. In diesem Fall werden die Intervalle auf 90 Sekunden erhöht, und der Zug muss den Übergang mit reduzierter Geschwindigkeit passieren.

Fünftens, Lautsprecher oder Fotoapparat ausgefallen. Das wäre schlecht, aber kein Grund etwas am Betrieb dramatisch zu ändern.

Sechstens, Datenleitungen für Display, Kamera und Lautsprecher ausgefallen: In diesem Fall wird der Bahnübergang zum Typus 1.0 degradiert. Ampel und Schranken mit reichlich Vorlaufzeit, so wie seit vielen vielen Jahren eben üblich...

Stückliste
Sie sehen, ein Bahnübergang 2.0 ist gar nicht so einfach zu machen. Man benötigt neben den üblichen Einrichtungen wie Schranken und Ampeln eine Datenleitung (welche die ÖBB entlang fast jeder Strecke ohnehin bereits verlegt hat), etwa 2 Webcams, etwa 2 digitale Fotoapparate, 2 Lautsprecher, 2 Bewegungsmelder, sowie zwei Displays.

Moment mal - das haben sie alles auch zu Hause? Zwei Webcams? Ach so, eine im Notebook integriert. Datenleitung - klar, Internet. Handycams, Lautsprecher, und vor der Haustür einen Bewegungsmelder. Sprechen wir mit dem Bahnübergang 2.0 nun überhaupt von Hi Tech? Das ist doch Present Tech. Die Technik der Gegenwart!
Stimmt, Sie haben mich überzeugt.

Bahnübergang 2.0 als Light-Version
Es gibt auch noch die "Light"-Version für unbeschrankte Bahnübergänge. Kennen Sie die Dinger im Freiland, vorzugsweise bei schwach befahrenen Strecken mit den Stop-Tafeln? Ja, die sind gemeint.
Diese zeigen in Version 2.0 anstatt der ewigen Stop Tafel meistens eine grüne Fläche an, später den Text "Zug in 35 Sekunden", darunter ein STOP Schild. Das würden die Autofahrer als nett und informativ empfinden, und man wäre stolz auf die moderne Bahn in Mitteleuropa, und "dass die was machen", das weiß

Ihr
Franz Dampf

P.S.: Ein interessanter Link zu diesem Thema: BMVIT unendlich langsam bei Entwurf zu Eisenbahnkreuzungs-Verordnung

P.P.S.: Und so sieht das BMVIT, das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie den neuen Bahnübergang. Ich nenne ihn mal Bahnübergang 1.01: http://www.bmvit.gv.at/presse/aktuell/nvm/2009/1203OTS0148.html

05.01.2010

Internationaler Verärgerungskomplott

Gerade gestern titelte der Standard eine Story über eine extreme ÖBB Beschwerde. Ein Nachtzug aus Tschechien hatte seinen Schlafwagen "vergessen". Nicht in Anspruch nehmbare Reservierungen wurden samt der Verspätungen des Zuges von den ÖBB großzügig mit 6 EUR entschädigt.

Vor zwei Wochen geschah dasselbe mit einem Zug aus Kroatien kommend: Die ausländische Bahngesellschaft hatte keinen Schlafwagen mitgeschickt, bekam man vom Zugbegleiter zu hören.

Na Bravo, europäische Bahngesellschaften. Das ist ja ein nettes Komplott, um die Fahrgäste zu vertreiben...

Gleiches geschieht auch auf den Bahnsteigen. Die neuen Sessel am Bahnhof Wien Nord sind aus Vollmetall und damit perfekte "Wärme"-Speicher. Na ja, sie speichern halt leider auch Kälte. Und sind nicht mal schnell durch einen Reisenden, der 20 Minuten Verspätung am Sessel abzusitzen hat, aufzuwärmen. Daher trägt es sich zu, dass die Wartehäuschen zwar voll von Wartenden sind, jedoch alle stehen. Die Sessel sind bei den Minusgraden einfach zu Minus.

Und auch hier finden wir wieder eine Portion Internationalität: Die baugleichen Sessel finden sich auch im Bahnhof London Bridge in der Londoner Innenstadt. Und auch hier gilt: Züge fallen aus, Sessel sind kalt, allerdings - am Bahnsteig informiert ein netter Beamter, dass der Zug ausfällt und der nächste erst in 30 Minuten fährt. Immerhin ein kleiner Lichtblick.

Dennoch klingt das alles nach Kundenvertreibungskomplott, damit man den Laden endlich dicht machen kann, meint

Ihr
Franz Dampf