Die Reisenden hatten wenigstens eine Art Fernsehprogramm: Sie konnten Zug schaun. Doch leider interessiert das nur wenige. Die Hitze des Ärgers stieg so manchem zu Kopfe, die Beschwerdesituation wurde akut.
Zwischendurch wurde bekannt, wie die ÖBB ihre drei durch Blitzschlag defektierten Geräte reparieren ließ. Die Grüne Verkehrssprecherin Gabriela Moser zeigte sich sehr unzufrieden mit der Art, wie der Blitzschlag repariert wurde.
Eine Option war, die drei kaputten Geräte zu ersetzen. Dauer: Hmm. 3 Wochen?
Option zwei war jedoch, gar nicht zu reparieren, sondern das Stellwerk gleich durch eine externe Firma neu errichten zu lassen. Dauer: 6 Monate.
Daher - 6 Monate lang Verspätungen! Und Nein, es gab kein technisches Provisorium, um die wenigen defekten Teile vorübergehend soweit in Ordnung zu bringen, dass ein ungebremster Zugbetrieb stattfinden hätte können, sondern es wurde der Einfachheit halber im Sparprogramm verfahren. Züge mussten - laut den veralteten ÖBB Vorschriften, aber das ist ein anderes Kapitel - auf der kerzengeraden Strecke im Bereich Süssenbrunn, im Schritttempo dahinbummeln.
Anmerkung: Schritttempo bedeutet in diesem Fall 40 km/h. Dem Reisenden kommen diese 40 km/h nach den gewohnten 100 km/h in diesem Bereich, vor, als ob man steht - daher wird hier liebevoll, bzw. voll des Ärgers, üblicherweise das Substitut "Schritttempo" verwendet.
Das Thema Volkswirtschaft scheint den ÖBB sowas von queregal zu sein. Die Politik ist ohnehin zu träge, den ÖBB rasch vorzuschreiben, dass diese Art der Reparatur, mit 6 Monaten konsequenter Verspätung, inakzeptabel sei.
Einfache Überschlagsrechnung: 6 Monate sind etwa 125 Arbeitstage. Täglich pendeln geschätzt 3000 Pendler aus dem Osten ein (wahrscheinlich sind es einige mehr?). Jeder Pendler reißt im Schnitt 10 Minuten Verspätung auf. Zweimal täglich.
Ergibt 7.500.000 Minuten, das sind 125.000 Stunden, bei 8,5 Arbeitsstunden pro Tag sind das 14.706 Arbeitstage. Der Volkswirtschaftliche Schaden von 6 Monaten je 10 Minuten Verspätung sind daher 14.706 Arbeitstage. In Euro?
Österreich verdient im Durchschnitt um die 2.600 EUR brutto, für rund 21 Arbeitstage pro Monat. Seien wir nett und rechnen wir hier mit nur 2.200 EUR. Obige 14.706 Arbeitstage machen 700 Arbeitsmonate aus, das wären dann mit 2.200 EUR brutto gerechnet, satte 1,54 Mio Euro.
Der Volkswirtschaftliche Schaden der Süssenbrunn Verspätung betrug somit zumindest 1,54 Millionen Euro.
Auf Basis von extrem vorsichtigen Schätzungen von 3000 Pendlern pro Tag. Eine genauere Zahl wird nachrecherchiert.
Nachdem die Bahn ein Staatsbetrieb ist, sind sowohl Staat, als auch die ÖBB an diesem Schaden zu gleichen Teilen schuld. Wir werden nämlich nicht nur schlecht befördert, sondern auch schlecht regiert, meint
Ihr Franz Dampf.